Messiasgeheimnis
Repititorium Neues Testament
8 verses
Evasche123
Aug. 8, 2020
English
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1) MessiasgeheimnisLUT
Wibilex
Widersprüchliche Darstellung im Markusevangelium von Wirken, Lehren und Leiden Jesu Christi,
welches gleichzeitig verborgen und offenbar wird.
Messianität Jesu und Wunderwirken soll geheimgehalten werden.
Erstmalige Bezeichnung bei W. Wrede (1901): "Messiasgeheimnis"
Problematik wurde schon vorher erkannt, aber er gab als Erster dem Phänomen einen Namen.
Schweizer (1986):
Messiasgeheimnis als zentrales Motiv des Markusevangeliums.
Besser: F. Hahn (2002): "Offenbarungsgeheimnis"
Herkunft und Sinn :
- Historisch-psychologische Erklärung:
19.Jhr. Bescheidenheit bei Jesus gegen messianische Erwartungen von Außen (unwahrscheinlich).
- Ursprung in vormarkinischer Gemeinde:
W. Wrede (1901): Spannung zwischen auferstanden und Irdischem Jesus soll durch das Geheimnismotiv gelöst werden (unwahrscheinlich).
- Redaktioneller Umgang des Evangelisten mit dem Stoff:
Weeden, Schenke (1974): Wundererzählungen vertreten Hellenistische Christologie vom "göttlichen Menschen". Widerstrebende Aufnahme und Vereinbarung mit Passionsgeschichte mithilfe des Messiasgheimnis. (unwahrscheinlich).
- Literarischer Effekt:
Ebeling (1939): Schweigegebot als schriftstellerisches Motiv für die nachösterliche Verkündigung in aller Welt (unwahrscheinlich).
- Am ehesten zureichen: die apologetische Erklärung:
Dibelius (1966): Befristete Erkenntnis: Phänomen Jesus kann erst in nachösterlicher Verkündigung erkannt werden. Spannung zwischen: Jesus als Messias - Keine Anerkennung im Volk.
- Paränetischer Zweck:
Notwendigkeit, in der Nachfolge Jesu Kreuz, Lebensgefahr auf sich zu nehmen. -
2) Mk 8, 27-30LUT
Petrusbekenntnis
Und Jesus ging fort mit seinen Jüngern in die Dörfer bei Cäsarea Philippi. Und auf dem Wege fragte er seine Jünger und sprach zu ihnen: Wer, sagen die Leute, dass ich sei?
Sie aber sprachen zu ihm: Sie sagen, du seiest Johannes der Täufer; andere sagen, du seiest Elia; wieder andere, du seiest einer der Propheten.
Und er fragte sie: Ihr aber, wer, sagt ihr, dass ich sei? Da antwortete Petrus und sprach zu ihm: Du bist der Christus!
Und er bedrohte sie, dass sie niemandem von ihm sagen sollten. -
3) Markus: OffenbarungsgeheimnisLUT
F. Hahn: Theologie, S. 511-514.
Neue Bezeichnung von Hahn für Messiasgeheimnis.
Eigenart und Funktion des Geheimnismotivs,
die verschiedene Komponenten seiner theologischen Konzeption zusammenfasst:
Mk 4,11 "Geheimnis der Gottesherrschaft":
geheimnisvolles Offenbarwerden der Gottesherrschaft in der Gegenwart + Geheimnis der Person Jesu als der Offenbarers.
Er ist als Mensch Träger des Gottesgeistes und daher "Sohn Gottes".
Er bewirkt in seiner Vollmacht als "Menschensohn" den Anbruch der Gottesherrschaft.
--> Zentrales Thema des Markusevangeliums!!!!!!!
Offenbarwerden hebt die Verborgenheit nicht auf.
"Geheimnis der Gottesherrschaft" = Nicht nur Anbruch und Geheimnis der Person Jesu, sondern um das Heilsgeschehen im umfassenden Sinn. Völlige Auflösung erst bei der Parusie.
Die narrative Entfaltung des Geheimnismotivs:
- Exorzismen und Dämonen.
- Gleichnisse: Er verkündigt die "Herrschaft Gottes" und macht sie damit offenbar, aber sie bleibt gleichwohl rätselhaft und verborgen. (Keine "Verstockungstheorie", sondern Gottes unergründlicher Wille)
- Unverständnis der Jünger.
- Glaube und Unglaube angesichts des Offenbarungsgeschehens. "Die Gottesherrschaft ist seit Jesu Auftreten, Tod und Auferstehung verborgen gegenwärtig und kann im Glauben an das Evangelium und in der Nachfolge anerkannt und angenommen werden. -
4)Christologie : Allgemein, Themen LUT
Markus; Schnelle: Theologie, 376.
"Die Theologie ist das Fundament, die Christologie das Zentrum des mk. Denkens."
Theologie, Christologie und Erzählung sind ineinander verwoben.
Christologische Titel
Personengeheimnis
Die Vollmacht Jesu
Wunder und Christologie
Christologie als Erzählung -
5) Markus: Christologie: PersonengeheimnisLUT
Markus; Schnelle: Theologie, 379-382.
Mk. Geheimnistheorie
1) Die Messiaserkenntnis der Dämonen und die Schweigegebote Jesu an sie.
Die Erkenntnis Jesu aus den Wundertaten heraus reicht nicht aus, um seine Gottessohnschaft umfassend zu verstehen.
2) Die verborgene Durchführung der Wunder Jesu:
Das Verbreitungsverbot soll verhindern, Jesu allein aus seinen Wundern heraus zu definieren und zu ursupieren.
3) Das Jüngerunverständnis:
Bei Mk 8,27 richtet sich das Unverständnis der Jünger auf die Lehre und die Person Jesu.
Danach ändert sich das Bild: geheime Jüngerbelehrungen und verstärktes Jüngermissverstehen.
Ein ganzheitliches Verstehen der Person Jesus kann sich nicht auf seine Hoheit und Herrlichkeit beschränken und das Leiden ausklammern.
4) Schweigegebote an die Jünger:
Mk 8,30 und 9,9.
Markus terminiert die Schweigegebote bis zur Auferstehung Jesu und hebt von dort das Geheimnis um die Person Jesu auf.
Allgemein: Geheimnistheorie als Form der mk. Kreuzestheologie!!!! -
6) Markus: Christologie; Die Vollmacht Jesu; Wunder und ChristologieLUT
Schnelle: Theologie, 382-385.
ἐξουσία ("Vollmacht")
Leitbegriff des Evangeliums:
In Wort und Tat offenbart sich Jesu Vollmacht,
denn er hat in einzigartiger Weise Teil an Gottes Autorität. Bsp.: Sündenvergebung (Mk 2,10)
Sie ist "Ausdruck der messianischen Sendung des Gottessohnes zur Verkündigung und Vermittlung der nahen Gottesherrschaft" (K. Scholtissek, Die Vollmacht Jesu)
Passion ist Konsequenz dieser Sendung.
Wunder und Christologie
Q: keine Wundergeschichten; Mt. + Lk. nur vereinzelt im Sondergut; Markus als eingentlicher Träger der Wunderüberlieferung.
I Exorzismen
II Heilungswunder/Therapien
III Rettungswunder
IV Epiphanieerzählungen
V Geschenkwunder
VI Mischformen
VII Summarien über die Wundertätigkeit Jesu
Wundertätergeschichten
Traditionsgeschichte:
- Elia-Überlieferung
- Mose-Tradition
- hellenistische Überlieferung des 'göttlichen Menschen'.
Schwerpunkt auf den Fähigkeiten des Wundertäters,
der durch sein Tun seine besondere Qualifikation belegt.
Unterschied zu vormarkinischer Überlieferung: Glaube ist aufgerichtet auf den Wundertäter.
Bei Markus: Der rettende Glaube hat eine soteriologische Bedeutung, die den bloßen Wundervorgang weit überragt.
Jesu Leben spendende Partizipation an der Schöpferkraft Gottes wird sichtbar
als Heilung, Rettung aus der Gefahr und Überwindung des Mangels.
"Der Glaube an den gekreuzigten und auferstandenen Gottessohn und der Glaube an den Wundertäter sind für Markus eine Einheit." -
7) Markus: Christologie als ErzählungLUT
Schnelle: Theologie, 385-388.
Neue Gattung Evangelium
In dieser Form kommen "die geschichtliche Erinnerung Jesu, seine Verkündigung als messianischer Gottessohn und Gottes Handeln in der Passion und Auferweckung zusammen."
"Das vollmächtige Wirken Jesu und das ohnmächtige Leiden bis hin zum Tod auf Golgatha;
die irdische Sendung ebenso wie die Auferstehung und die kommende Parusie."
Gesamtwerk besitzt 2 Spannungsbögen:
1. Spannungsbogen: Konflikt Jesu mit den religiösen Autoritäten seiner Zeit
2. Spannungsbogen: Leifrage: Wer ist Jesus? Er ist der leidende Gottessohn.
Komprimierung im Mittelteil (Mk 8,27 - 10,52):
Auf das Messiasbekenntnis (Mk 8, 27-30) folgt eine parallele Dreifachkomposition (Leidensankündigungen; Jüngerunverständnis und Jüngerbelehrung)
Zusammentreffen der beiden Spanungsbögen in Mk 14,1 + 16,7:
Der Gekreuzigte wird sich als Auferstandener den Jüngern in Galiläa zeigen.
Blick wird von Jerusalem weg nach Galiläa gerichtet. -
8) LiteraturverzeichnisLUT
Hahn, Ferdinand: Theologie des Neuen Testaments. Die Vielfalt des Neuen Testaments, UTB 2500, Tübingen 2005, 2. Auflage, 511-514.
Schnelle, Udo: Theologie des Neuen Testaments, UTB 2917, Göttingen 2007, 376-388.
Zeller, Dieter: Messiasgeheimnis. In: Wibilex (www.bibelwissenschaft.de/stichwort/5199, 04.05.2019)